"Einführung in die Wirtschaftsförderung"

Grundlagen für die Praxis

Autoren: Frank Neubert, Jörg Lahner

Verlag: Springer/ Gabler

ISBN: 987-3-658-12119-8

 

Kommunale und regionale Wirtschaftsförderung gewinnen zunehmend an wirtschaftspolitischer Bedeutung. Das Ziel, die eigene Region oder Kommune zu stärken, um im internationalen Standortwettbewerb zu bestehen, lässt den Ausbau wirtschaftsförderlicher Strukturen und Aktivitäten zweckmäßig erscheinen. In der Folge haben sich auch die entsprechenden Berufsfelder dynamisch entwickelt.

Wirtschaftsförderung stellt als Berufsfeld komplexe Herausforderungen an das Fachpersonal, welches erfolgreich vor Ort wirken soll. Volks- und betriebswirtschaftliche, wirtschaftsgeografische sowie rechtliche Kenntnisse sind mit Kompetenzen aus Bereichen wie Kommunikation, Mediation oder Eventmanagement zu kombinieren. Nicht selten stehen Berufsanfänger und Quereinsteiger vor der Problematik, zunächst nur Teilaspekte dieses extrem breiten Anforderungsprofils abdecken zu können.

Dieses Buch bietet gerade für diese Zielgruppe, aber auch den interessierten Laien die Möglichkeit eines ersten Einstiegs in die Welt der Wirtschaftsförderung. „Grundlagen der Wirtschaftsförderung“ vermittelt anschaulich und praxisorientiert Basiskenntnisse zu den zentralen Bereichen der Wirtschaftsförderung, regt aber zugleich zur Vertiefung einzelner Themen an. 

 

Ein Lehrbuch, welches sich mit den Grundlagen der Wirtschaftsförderung beschäftigt, muss zunächst eine Einordnung des Themenfeldes vornehmen. Dies geschieht zu Beginn mit Hilfe eines historischen Rückblicks, der wesentliche Entwicklungen bis heute skizziert. Dazu gehört auch, die entscheidenden Rahmenbedingungen auf Makroebene darzustellen, denen sich keine Wirtschaftsförderungseinrichtung entziehen kann. Aufgrund ihrer überragenden Bedeutung widmen sich Baustein 2 und 3 den Handlungsfeldern Globalisierung respektive demografischer Wandel. Mit letzterem ist das Fachkräftethema verbunden, welches die nächsten Jahre eine der Herausforderungen in der kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderung bleiben dürfte.

Nachdem dann ein Überblick über verschiedene Grundlagen und Strukturen der Wirtschaftsförderung gegeben wird (Bausteine 4-6), geht es ab Baustein 7 darum, einzelne Aufgabenfelder und spezielle Aspekte der kommunalen Wirtschaftsförderung näher zu beleuchten.

Insgesamt ist der inhaltliche Teil in 15 so genannte Bausteine untergliedert. Die Struktur eines jeden Bausteins ist identisch: der Definition der Lernziele des jeweiligen Bausteins folgen die inhaltlichen Ausführungen zum Thema, unterteilt in verschiedene Themenabschnitte. Am Ende erfolgt ein Resümee, in dem die wesentlichen Erkenntnisse zusammengeführt und gegebenenfalls aus Wirtschaftsfördersicht reflektiert werden. Den Abschluss eines jeden Bausteins bilden Kontrollfragen, die den Leser beim Erarbeiten des Lernstoffs unterstützen und den Lernerfolg zu überprüfen helfen.

Der Leser kann sich durchaus auch nach Interesse nur einzelne Bausteine vornehmen und die Inhalte erarbeiten. Eine strenge Orientierung an der gegebenen Abfolge ist nicht zwingend, dennoch erscheint es den Autoren ratsam, sich gerade als Neuling in der Materie schrittweise vom Allgemeinen zum Speziellen vorzuarbeiten.

 

Einführung

Baustein 1: Geschichte und Gegenwart der Wirtschaftsförderung

Baustein 2: Handlungsfeld Globalisierung

Baustein 3: Handlungsfeld Demografischer Wandel

Baustein 4: Rechtliche Rahmenbedingungen und Grenzen der Wirtschaftsförderung

Baustein 5: Grundlagen der aktiven kommunalen Wirtschaftsförderung

Baustein 6: Organisationstruktur der Wirtschaftsförderung

Baustein 7: Leitbild, Standortanalyse, Wettbewerbssituation

Baustein 8: Unternehmerische Standortentscheidungen

Baustein 9: Politische Handlungsfelder

Baustein 10: Strategische Planung und zentrale Aufgabenfelder

Baustein 11 Strategische Ansiedlungspolitik

Baustein 12 Bestandspflege

Baustein 13 Konflikte, Netzwerke und Kooperationen

Baustein 14 Öffentlichkeits- und Pressearbeit

Baustein 15 Nachhaltige Ideenumsetzung und Marketingstrategien

 

 

 

Ein Praktiker lehrt an der Uni

 

Angehende Ingenieure pauken in Senftenberg erstmals Grundlagen der Wirtschaftsförderung

 

Senftenberg Angehende Wirtschaftsingenieure der Brandenburgischen-Technischen Universität (BTU) Cottbus – Senftenberg haben erstmals als Wahlpflichtfach die Grundlagen der kommunalen Wirtschaftsförderung gepaukt. Unter erschwerten Bedingungen, aber mit Interesse und Freude.

 

Ein Praktiker lehrt an der UniWirtschaftsförderer Frank Neubert lehrt an der Uni in Senftenberg und an der Hochschule Harz. Foto: Mirko Sattler/sam1

 

Erstmals ist an der Uni in Senftenberg in diesem Sommersemester das Wahlpflichtfach "Grundlagen der kommunalen Wirtschaftsförderung" gelehrt worden. Der Senftenberger Wirtschaftsförderer Frank Neubert (55) hat die Studenten des Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen im sechsten Semester über die Aufgaben der "kommunalen Schaltstelle" für die Standortentwicklung aufgeklärt und auch die Konflikte thematisiert. An zwölf Vorlesungstagen, in 60 Stunden, immer am Freitagnachmittag – wenn die meisten Studenten den Campus schon längst ins Wochenende verlassen hatten. Die Premiere-Abschluss-Klausus dürften 90 Prozent der Studenten geschafft haben, schätzt der Dozent jetzt ein. "Für einen Wirtschaftsförderer gibt es deutschlandweit keine Ausbildung", bestätigt Frank Neubert. Die Herausforderungen wachsen aber gerade im dünn besiedelten Raum jenseits der großen Ballungszentren. Frank Neubert kennt den harten Wettbewerb: Denn etwa 2000 Wirtschaftsförderungen werben in allen 16 Bundesländern pro Jahr um 1000 Neuansiedlungen von Firmen mit mehr als 50 Arbeitsplätzen (Statistik 2009). 1-A-Lagen wie Hamburg und München erreichen davon 600. 1-B-Lagen wie Dresden und Leipzig gewinnen wenigstens 250 Ansiedlungen. 1-C-Lagen wie Cottbus und Görlitz registrieren etwa 100. Mit Senftenberg, als 1-D-Lage, streiten demnach etwa 1500 Wirtschaftsförderer um 50 (fünf Prozent) neue Firmenansiedlungen. "In diesem Wettstreit um neue Arbeitsplätze müssen neben einer guten Infrastruktur vor allem schnelle Genehmigungen und Entscheidungen angeboten werden können", macht Frank Neubert den Anspruch eines der Aufgabenfelder deutlich.

 

Er selbst sei zu dem Job gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Frank Neubert hat vier handwerkliche Berufe gelernt: Fliesenleger, später noch Dachdecker, Maler und Isolierer. Denn die erträumte Lokführer-Ausbildung war wegen einer als mangelhaft eingeschätzten Einstellung zum DDR-Staat geplatzt. Ende der 80er-Jahre war er noch als Hauswirtschafter in einer großen Kindereinrichtung der Stadt Elsterwerda tätig. Nach der Wende wechselte er in die Stadtkasse. Und er übernahm den Job als Vollstrecker. "Aber ich habe in meinem Leben nur einen Kuckuck geklebt", erklärt er. Vielmehr ist Neubert vor allem in vielen kleinen Unternehmen gewesen, um diese zu beraten. 1993 ist er in die Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung eingetreten. Der große Acker vor den Toren Elsterwerdas war die Aufgabe. Im Jahr 2005 wurde Elsterwerda zur wirtschaftsfreundlichsten Kommune des Landes Brandenburgs und auch der ostdeutschen Sparkassenstiftung ernannt. Auch, weil der Quereinsteiger gemeinsam mit den Stadtvätern mit etwa 73 Neuansiedlungen einen guten Job gemacht hat. Bis zur Hochschule Harz hat sich das schließlich auch herumgesprochen. Neubert ist mit einem Professor aus Göttingen als Dozent geworben worden – und lehrt ab Herbst übrigens auch hier weiter, immer freitags und sonnabends. "Hier werden in Deutschland erstmals Wirtschaftsförderer aus- und weitergebildet."

 

Die angehenden Wirtschaftsingenieure sind neben den Fachkräften für die Unternehmen auch potenzielle Kandidaten für öffentliche Verwaltungen, sagt Neubert, der auch selbst noch die Schulbank für den Verwaltungsabschluss im gehobenen Dienst gedrückt hat. "Wirtschaftsförderer müssen sich im Verwaltungsrecht ebenso auskennen wie im Planungsrecht und in haushaltstechnischen Fragen", sagt er. Denn optimale Bedingungen für die Firmen, Gründer und den Wirtschaftskreislauf zu schaffen, von dem das Wohl der Kommune entscheidend abhängt, sind das Ziel. Einen ganzen Baustein der studentischen Ausbildung hat der Wirtschaftsförderer auch dem "Störer in der Verwaltung" gewidmet. "Denn auch Konflikte sind zu lösen", sagt Neubert. Und er gibt Wissen und Erfahrungen mit Freude weiter – und übernimmt dafür auch als letzter Dozent, der am Sonnabend den Hörsaal verlässt, den Schlüssel der Harzer Hochschule.

 

 

 

Kathleen Weser